Bauchtanz
Bauchtanz ist der wohl bekannteste Namen für den orientalischen Tanz.
Darunter können sich die meisten Menschen etwas vorstellen. Denn wer
hat nicht schon mal eine spärlich bekleidete mehr oder weniger beleibte,
Tänzerin gesehen, die die Hüften oder den Bauch hin und her geschwungen
hat.
Und mit dieser Vorstellung im Kopf ist es dann für viele schwierig zu verstehen, dass die Mutter, Tochter, Frau, Freundin so etwas macht. Dazu kommen noch alle die Vorstellungen und Vorurteile, über die typischen Bewegungen dieses Tanzes (ja sie sind beckenzentriert und können erotisch sein), die bei uns bekannten Kostüme, die doch ziemlich viel Haut zeigen, und die Tatsache, dass viele Tänzerinnen den orientalischen Tanz mit dem Ziel der sexuellen Animation vorführen.

Das alles führt dazu, dass der orientalische Tanz als mit dem Striptease oder Tabledance verwandte Form des erotischen, bzw. sexuell reizenden Tanzes wahrgenommen wird. Prinzipiell sind diese Formen jedoch nicht miteinander verwandt, auch wenn der orientalische Tanz durchaus seine erotischen Seiten hat.
Des weiteren existiert der Begriff Bauchtanz' in den Sprachen der
Ursprungsländer dieses Tanzes nicht. Es gibt auf arabisch keinen 'Raqs
al battn'. Der Tanz heisst Raqs Sharqi (also orientalischer, östlicher
Tanz) oder dann Raqs Shaabi also Volkstanz.Der Begriff Bauchtanz hat sich aus dem Französischen
ausgebreitet als Danse du ventre. Die beiden französischen Schriftsteller
Émile Zola und Gustave Flaubert bezeichnen in ihren Büchern
aus der Zeit um 1850 den orientalischen Tanz als danse du ventre. Gustave
Flaubert beschreibt in seinem Reisebericht "Reise in den Orient"
auch orientalische Tänzerinnen, die er auf seinen Reisen gesehen hat.
Eine andere Herleitung des Wortes könnte auch sein, dass der ägyptische
Begriff 'Raqs Balady' bzw. 'Beledy', was wörtlich übersetzt 'Tanz
meines Landes' oder 'meiner Stadt' heisst, auf Englisch zu Beledy Dance
wurde und dann zu Belly Dance verballhornt wurde.
Mir persönlich scheint die Variante, dass der Begriff sich über
die französische Reiseliteratur ausgebreitet hat plausibler, aber vielleicht
hat es sich auch aus einer Kombination der beiden ergeben.
© Romea Spörri, Zürich, Februar 2007